Von Beate Schwenk
Sie sind ein Bioladen mit Bistro und ein Integrationsbetrieb. Jetzt feiert das „natürlich“-Team in Ingelheim den fünften Geburtstag des Biomarkts.
INGELHEIM - Wer in diesen Tagen den Bioladen „natürlich“ in der Mainzer Straße besucht, wird im Eingangsbereich von einer Glücksfee in Empfang genommen. Jeder Kunde darf am „natürlich“-Glücksrad drehen und anschließend ein kleines Präsent aus einem der Warenkörbe fischen. Außerdem gibt es bis Ende der Woche Rabattaktionen sowie wechselnde Probierstationen, an denen man Bio-Produkte testen kann – seien es Öle, Backwaren oder Schokolade, Kaffee, Antipasti oder Ökoweine. Hintergrund für die Aktionswoche ist das fünfjährige Bestehen des Ingelheimer Bioladens, der von der „Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen“ (gpe Mainz) betrieben wird.„Wir wussten am Anfang ja nicht, ob es funktioniert“, blickte Oberbürgermeister Ralf Claus beim Geburtstagsfrühstück auf den Start im September 2013 zurück. Zwar hatte eine Marktanalyse den Bedarf positiv bewertet, ob der Biomarkt im ehemaligen Kaufhaus Huf aber tatsächlich angenommen würde, galt abzuwarten. Die Bilanz nach fünf Jahren bestätigt nun, dass das Experiment gelungen ist. „Es ist ein Glücksfall für alle“, betonte der Oberbürgermeister. „Ich höre nur Gutes. Die Menschen fühlen sich hier gut bedient und gut beraten.“ Außerdem hat der Vollsortimenter in der Mainzer Straße 26 eine Nahversorgungslücke geschlossen. Denn in puncto Einkaufsmöglichkeiten sah es in diesem Teil der Stadt bis zur Öffnung des Ladens düster aus.
Auch wenn die Kunden an der Kasse ein wenig tiefer in die Tasche greifen müssen, die meisten tun es aus Überzeugung. Denn angesichts von Lebensmittelskandalen und Plastikmüllbergen ist es eine Möglichkeit, Politik mit dem Einkaufskorb zu machen. Fleisch und Wurst aus artgerechter Haltung, Kaffee und Tee aus fairem Handel, Obst und Gemüse ohne Pestizide zählen ebenso dazu wie der Verzicht auf unnötiges Verpackungsmaterial.
Bei der Planung des Ladens in Ingelheim habe man sich stark an den Mainzer Schwestermarkt angelehnt, den die gpe schon zuvor betrieben hatte, erklärte Geschäftsbereichsleiterin Edith Siesenop. Mit der Zeit indes wurde das Sortiment zunehmend an den örtlichen Bedarf angepasst. Besonders wichtig sei den Kunden das Thema Regionalität, so die Erfahrung von Annette Reinhardt und Steffen Zosel, die sich die Marktleitung teilen. So gibt es Biowein aus Ingelheim, Äpfel aus Wackernheim, Eier aus dem Hunsrück, Geflügelfleisch aus Rockenhausen oder Biobrot aus dem Rheingau. Von Anfang an zu den Lieferanten zählt die Domäne Mechtildshausen in Wiesbaden-Erbenheim, der größte Biobauernhof Hessens. Die dortige Konditorei versorgt die Ingelheimer seit fünf Jahren mit leckeren Torten und Kuchen in Bioqualität, die bei den Kunden auf großen Zuspruch stoßen. Sehr beliebt sind auch die große Käsetheke sowie die Suppen und Snacks im Bistro, die jeden Tag frisch zubereitet werden.
Doch „natürlich Ingelheim“ ist nicht nur ein Supermarkt, der auf Bioqualität setzt. Er ist ein Integrationsbetrieb, in dem Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zusammen arbeiten.
„Das funktioniert hervorragend“, lobte gpe-Geschäftsführer Jörg Greis und meinte damit nicht nur die gute Stimmung im Team, sondern auch den wirtschaftlichen Aspekt. „Finanziell geht es uns tatsächlich gut“, so die erfreuliche Botschaft an die Kunden, die Wert auf ökologisch produzierte Waren legen.
Hier geht es zum Artikel in der AZ Ingelheim.